Informiert in ihrem Vortrag über globale Zusammenhänge und lokale Verantwortung: Petra Aschoff, ehemalige Referentin von „Brot für die Welt“.

Verzicht als Gewinn

Brot für die Welt und die Lippische Landeskirche informierten auf dem Biohof Brinkmann in Lage

Kreis Lippe/Lage. Menschen leiden an vielen Orten der Welt Hunger. Unter dem Motto Wandel säen – Alle satt machen“ haben die Lippische Landeskirche und Brot für die Welt auf dem Biohof Brinkmann in Lage darüber informiert, wie eine ökologische und gerechte Ernährung weltweit möglich ist.

Im Mittelpunkt stand die Frage, wie ein alternatives Ernährungssystem aussehen kann, das nicht nur satt macht, sondern auch die Schöpfung bewahrt und kleinbäuerliche Strukturen stärkt – global und lokal. Von der Lippischen Landeskirche führten Sabine Hartmann, Referentin für ökumenisches Lernen, und Thomas Fritzensmeier, Umweltarbeit, durch den Nachmittag.

 

Theologischer Impuls: Warum Kirche sich einmischt

 

Pfarrerin Renate Kersten von der ev.-luth. Kirchengemeinde Lage begründete im theologischen Impuls, warum Kirche sich in Fragen der Ernährungsgerechtigkeit und ökologischen Verantwortung engagiert. Bundestagspräsidentin Julia Klöckner habe angemahnt, Kirche solle sich nicht in die Tagespolitik einmischen, sondern um Seelsorge kümmern. Die Bibel sei jedoch nicht auf ein Seelsorge-Handbuch zu reduzieren, sondern ein Buch des ganzen Lebens – voll von Themen wie Gerechtigkeit, Macht, Krieg, Verantwortung und dem Zusammenleben aller Geschöpfe, was auch die Politik betreffe. Die Religion ermutige zur Selbstbeschränkung. „Aus der Perspektive Gottes ist etwas nur dann gut, wenn es für alle gut ist. Ich könnte mir jede Frucht das ganze Jahr über leisten. Aber ich brauche es nicht. Ich spüre mehr Übereinstimmung mit dem Leben, wenn ich die Grenzen anderer Mitgeschöpfe und die eigenen achte und so das Leben vieler ermögliche.“ Christliche Spiritualität verstehe Verzicht nicht als Verlust, sondern als Gewinn an Freiheit und Souveränität. Die Kirche sei herausgefordert, ihre ethischen Überzeugungen im konkreten Handeln institutionell und politisch umzusetzen. 

 

Globale Zusammenhänge – lokale Verantwortung

 

Petra Aschoff aus Bielefeld, ehemalige Referentin für das südliche Afrika bei „Brot für die Welt“, spannte einen Bogen von Konsumgewohnheiten in Deutschland bis hin zu dramatischen Auswirkungen des Klimawandels in Ländern des globalen Südens wie Mosambik. Der westliche Lebensstil führe durch übermäßigen Konsum und industrielle Landwirtschaft zur globalen Ungleichheit. Die Dogmen vom ständigen Wirtschaftswachstum und Konsum als Lebenssinn gepaart mit einer Geiz-ist-geil-Mentalität verschärften Konflikte. „Viele Menschen legen wenig Wert auf die Qualität der Lebensmittel und der Lebensbedingungen derer, die sie produzieren. Sie ignorieren den Ressourcen-Verbrauch, den ein ungebremster Konsum verursacht.“ Das Prinzip einer Kreislaufwirtschaft werde viel zu wenig beachtet. Ökologische Landwirtschaft achte auf den Erhalt der Bodenfruchtbarkeit. Biologisch produzierte Produkte seien gesund für Böden, Tiere und Menschen. Aschoff verdeutlichte: Länder wie Mosambik, die zu den ärmsten Ländern der Welt gehören, tragen kaum zum menschengemachten Klimawandel bei, seien jedoch überdurchschnittlich von dessen Folgen betroffen. Die Auswirkungen tragen die Ärmsten. Wirbelstürme zerstörten Lebensgrundlagen und gefährdeten die Ernährungssicherheit der Bevölkerung.

„Brot für die Welt“ unterstütze daher gezielt lokale Organisationen mit Projekten zur agrarökologischen Anpassung, Saatgutsicherung und Stärkung der Resilienz. Die Reduktion von Flügen und ökologische Gebäudesanierungen seien Optionen des eigenen Handelns. Durch nationale und internationale Lobby-Arbeit mache „Brot für die Welt“ auf die Problematik aufmerksam.   

Abgerundet wurde das Programm durch eine fachkundige Feldführung durch Wiebke Brinkmann, Biohof Brinkmann. Hier konnten sich die Gäste über ökologische Anbaumethoden und Bodenfruchtbarkeit vor Ort informieren. „Denn: Lokale Agrarökologie und weltweite Ernährungsgerechtigkeit hängen zusammen und beginnen auch bei uns vor Ort“, so Sabine Hartmann und Thomas Fritzensmeier.